Verbesserte IT-Sicherheit und Resilienz

KRITIS im Visier von Angriffen: Neue Ansätze zur Prävention

Vergrößerung der Angriffsfläche: Schwachstellen und Lieferkettenangriffe



Von Chris Dickens, Senior Solutions Engineer, HackerOne

Anlässlich der EU-NATO-Task Force über die Resilienz der Kritischen Infrastruktur (KRITIS) in Europa mehren sich auch in Deutschland die Diskussionen darüber, wie diese bestmöglich geschützt werden kann. Die vier Schlüsselbereiche, die laut des vor Kurzem veröffentlichten EU/NATO-Papiers eine erhöhte Anfälligkeit für Cyber-Angriffe bieten und somit besonders schützenswert sind, sind Energie, Verkehr, digitale Infrastruktur und Weltraum. Angriffe auf diese Ziele sind für Kriminelle und Saboteure auf Grund der potenziellen Schäden für die Gesellschaft überaus lohnend. Dieses Problem ist in Deutschland besonders ausgeprägt, da sich fast vier Fünftel der kritischen Infrastrukturen in privater Hand befinden. Daraus ergeben sich Herausforderungen in Bezug auf die Transparenz und die Standardisierung von Sicherheitspraktiken. Lösungsansätze, die menschliche Expertise effektiv einsetzen, können helfen, Schwachstellen aufzuspüren, die Angriffsfläche möglichst klein und das Sicherheitsrisiko gering zu halten.

Die Digitalisierung bietet zweifellos viele Vorteile: Der weltweite Informations- und Datenaustausch in Sekundenschnelle sowie die Automatisierung in der Produktion sind nur zwei Beispiele davon. Doch wo viel Licht ist, da ist auch Schatten. Durch eine immer komplexere, digitale Welt werden die Angriffspunkte für böswillige Akteure immer vielschichtiger und die Auswirkungen verheerender.

Gerade jetzt verlangen kritische Infrastrukturen mehr Aufmerksamkeit, da sich die Bedrohungslage an verschiedenen Stellen verschärft: Im Krieg um die Ukraine finden derzeit koordinierte Cyberangriffe statt. Auch für Deutschland, das seine Unterstützung für die Ukraine zum Ausdruck bringt, ist das eine ernstzunehmende Gefahr, da Verbündete Kiews ebenfalls zunehmend ins Visier der Angreifer geraten.

Cyberkriminelle wollen mit möglichst geringem Aufwand maximalen Schaden erzielen. Dafür suchen sie bei potenziellen Zielen nach Schwachstellen, die sie für ihre Zwecke missbrauchen können. Vergessene Altsysteme, nicht-gepatchte Software, Fehlkonfigurationen oder schwache Anmeldeinformationen können für Angreifer ein Einfallstor ins Netzwerk darstellen. Oftmals kommt Schadsoftware gar nicht direkt über die hauseigene IT ins System, sondern durch Sicherheitslücken in externen Unternehmen, wie Zulieferern, Softwareanbietern oder Partnern. Zieht man die Lieferketten mit in Betracht, vergrößert sich die Angriffsfläche bei kritischen Infrastrukturen noch erheblich. Regulativ versucht man dieser Tatsache zu begegnen, indem auch für Partner von KRITIS-Unternehmen erhöhte Sicherheitsauflagen gelten. Dennoch ist die Infrastruktur eines Unternehmens nur so stark wie ihr schwächstes Glied.

Prävention muss verstärkt werden

Die Verschärfung der Bedrohungslage ist daran erkennbar, dass Cyberkriminelle zunehmend Schwachstellen ausnutzen, die in der Cyber-Hygiene von IT-Sicherheitsteams bislang eher eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Dies zeigt, dass kritische Infrastrukturen ihren Sicherheitsansatz anpassen müssen. Die Prävention muss verstärkt und die Reaktionsfähigkeit auf Sicherheitslücken verbessert werden. Anomalien und verdächtiges Verhalten müssen möglichst schnell erkannt werden, um erforderliche Maßnahmen einzuleiten. Allerdings arbeiten die meisten IT-Sicherheitslösungen reaktiv und erkennen einen Schaden erst, wenn er bereits im System ist oder ein Angreifer gerade versucht durch irgendeine Schwachstelle einzudringen. Doch wie kann man verhindern, dass ein Angriff überhaupt stattfinden kann? Dafür braucht es unkonventionellere Ideen und Methoden. Derartig spezifische Problemstellungen lassen sich lösen durch erfahrene Spezialisten, die in ihrer Analyse genauso vorgehen wie Angreifer.

Organisationen lassen dafür ihr System von sogenannten White Hats hacken, um herauszufinden, wo unerkannte Schwachstellen sind. Das sind ethische Hacker, die rund um die Uhr und über Zeitzonen hinweg zusammenarbeiten, um gefährdete Netze genau im Auge zu behalten. Durch VDP- und Bug-Bounty-Programme werden Sicherheitsexperten aufgefordert, nach neuen und innovativen Schwachstellen zu suchen. Lücken oder "Hintertüren", die viele böswillige Akteure nutzen, um sich Zugang zu kritischen Infrastrukturnetzen zu verschaffen – man denke nur an log4j – können so aufgespürt und im Anschluss geschlossen werden. Ein sofortiger Patch ist jedoch die Voraussetzung dafür.

Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme können Unternehmen auch von Drittanbietern verlangen, dass sie vergleichbare Sicherheitsprotokolle einführen, was zur Verbesserung der Cyberhygiene aller Glieder einer Softwarekette beiträgt und die Sicherheit kritischer Infrastrukturnetze stärkt.

Synergien schaffen

Ein Weg, wie kritische Infrastrukturen gegen die wachsende Cyber-Bedrohung gestärkt werden können, ist die Zusammenarbeit von Industrie, Regierung und Öffentlichkeit. Das EU/NATO-Papier spricht von Synergien, sowohl zwischen den einzelnen Mitgliedsländern als auch zwischen den Institutionen und Organisationen. Indem sie mit anderen zusammenarbeiten und offen Informationen austauschen, können Sicherheitsteams ihre Stärke in der Zahl ausbauen, aus früheren Ereignissen lernen und letztendlich Vertrauen aufbauen – was für Organisationen, die mit kritischer Infrastruktur arbeiten, von entscheidender Bedeutung ist. (HackerOne: ra)

eingetragen: 29.08.23
Newsletterlauf: 24.10.23

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Meldungen: Grundlagen

Nicht jede KI ist gleich intelligent

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Was muss ein CISO mitbringen? In der heutigen Bedrohungslandschaft tragen Chief Information Security Officers eine erhebliche Verantwortung. Sie haben großen Einfluss auf das Unternehmen und müssen ihren Wert und ihre Kompetenz regelmäßig unter Beweis stellen.

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Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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