KI als Schreiber von Phishing-E-Mails: gefährlich?

ChatGPT und Cybercrime: Eine Katastrophe für die IT-Sicherheit?

ChatGPT macht eindeutig schnelle Fortschritte, übertrifft die bestehenden Tools der Cyberkriminellen aber noch keineswegs



Von Ryan Kalember, Executive Vice President, Cybersecurity Strategy bei Proofpoint

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine technologische Neuigkeit immer auch von Cyberkriminellen missbraucht wurde. Das gilt sicher auch für ChatGPT. Für diese konversationelle KI werden alle möglichen neuen Verwendungszwecke erdacht. Das Schreiben von Bewerbungen oder Artikeln ebenso wie der Einsatz als Suchmaschine. In der neuesten Version sogar zum Erstellen von Bildern. Den Cyberkriminellen ist das sicher nicht entgangen. Und dass ChatGPT kostenlos und die Benutzung nicht begrenzt ist, macht es für Cyberkriminelle besonders interessant.

Mit der allgemeinen Verfügbarkeit von ChatGPT haben die Bedenken über Phishing-Angriffe zugenommen. Zum jetzigen Zeitpunkt und auf Grundlage der aktuellen Möglichkeiten sind die Bedenken jedoch aus mehreren Gründen übertrieben. Viele Social-Engineering-E-Mails sind nicht so konzipiert, dass sie "perfekt" sind – sie sind absichtlich schlecht geschrieben, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Menschen sie öffnen. Der E-Mail-Text ist ohnehin nur ein Teil des Angriffs. Kopfzeilen, Absender, Anhänge und URLs gehören zu den vielen Elementen, die von guten Anti-Phishing-Lösungen analysiert werden. Und mit einem überzeugenden Inhalt und möglichst guter Formatierung dieser Elemente ist es nicht getan. Die Cyberkriminellen müssen auf viele weitere Informationen Zugriff haben, um erfolgreich zu sein. So müssen sie wissen, wer wann was an wen zahlt, und wahrscheinlich haben sie bereits auf andere Weise Zugang zu diesen Informationen. Sie brauchen nicht unbedingt ChatGPT, wenn sie bereits, wie nicht selten, Zugang zum Posteingang des Opfers haben und einfach eine alte E-Mail kopieren können.

KI als Entwickler von Malware

Malware, die von ChatGPT geschrieben wurde, erfüllt ihren Zweck nicht besser als von Menschen programmierte, nämlich ein Endpoint-Detection-and-Response-System (EDR) zu umgehen und einen Rechner effektiver zu infizieren als andere Toolkits, die es bereits gibt. Ein Hacker braucht einerseits etwas, das immer und immer wieder funktioniert, und es gibt keine Belege dafür, dass ChatGPT das besser erstellen kann als Menschen. Hacker müssen andererseits ständig bestimmte Elemente ändern, wozu ChatGPT nicht in der Lage ist. Angreifer müssen ihre Infrastruktur wechseln, Domänen registrieren und Objekte verschieben, weil ihre Angriffsversuche ständig von Cybersicherheitsexperten entdeckt und zerstört werden.

Außerdem müssen Malware-Betreiber nicht nur ihre Malware verbreiten, sondern auch den Zugang zu ihr verkaufen. ChatGPT trägt nicht dazu bei, wichtige Teile dieses Prozesses zu automatisieren. Es ist daher unwahrscheinlich, dass seine Nutzung sich in signifikantem Maße durchsetzen wird, solange es nicht die Fähigkeiten der bereits existierenden Tools übertrifft, die alle seit vielen Jahren für diesen Zweck entwickelt wurden und andere Dinge können als ein Chatbot. Das soll nicht heißen, dass es nicht genauso gut werden wird; ChatGPT macht eindeutig schnelle Fortschritte, übertrifft die bestehenden Tools der Cyberkriminellen aber noch keineswegs.

Russische Hacker und ChatGPT

Selbst wenn russische Cyberkriminelle ChatGPT nutzen sollten, verschafft ihnen das keinen entscheidenden Vorteil, weil es sicherlich nicht alle Tools und die Infrastruktur ersetzen kann, die über Jahrzehnte hinweg entwickelt wurden, um Windows-Malware zu schreiben. Möglicherweise verwenden die Angreifer ChatGPT, um die Grammatik ihrer E-Mails zu verbessern oder längere Social-Engineering-Angriffe durchzuführen, aber die Art der Phishing-Angriffe wird wahrscheinlich die gleiche bleiben. Gute Anti-Phishing-Lösungen werden diese Bedrohungen weiterhin aufspüren.

Vorsichtige Entwarnung

Sicherlich werden Cyberkriminelle unterschiedlicher Couleur ChatGPT nutzen, um sich ihren Job so einfach wie möglich zu machen. Aktuell ist aus den genannten Gründen allerdings nicht abzusehen, dass der Gebrauch dieser KI neuen Cyberattacken eine höhere Qualität verleiht. Es ist noch nicht die Zeit gekommen, um Alarm zu schlagen. (Proofpoint: ra)

eingetragen: 24.03.23
Newsletterlauf: 26.06.23

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Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

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Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

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Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

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