Wie entwickelt sich der Cyberkonflikt?

Wie wichtig ist die Cyber-Komponente beim Krieg in der Ukraine?

Dutzende von unabhängigen oder vermeintlich neutralen Akteuren aus den Reihen der nichtstaatlichen Beteiligten und Cyberkriminellen haben in diesem Konflikt Partei ergriffen



Von Sam Curry, Chief Security Officer, Cybereason

Der Cyberkonflikt mag nicht so sichtbar sein wie Panzer und Raketen – erst kommende Auswertungen werden uns zeigen, welche Rolle er jedoch tatsächlich gespielt hat. Es besteht kein Zweifel daran, dass die Ukraine durch ihre digitale Präsenz die Herzen und Köpfe des Westens gewinnen konnte - das war alles andere als sicher oder vorhersehbar. Auch an der Cyberfront findet auf beiden Seiten ein Kampf um die Kontrolle der Berichterstattung statt, bei dem ebenfalls viel auf dem Spiel steht. Von der Verbreitung von Wiper-Malware bis zur Verlangsamung von Logistik und Lieferketten zeigen diese Angriffe ganz reale Auswirkungen. In tatsächlichen Kriegszeiten fallen diese Dinge vielleicht nicht so auf ­- wenn jedoch Züge nicht fahren und Munition oder Benzin nicht ankommen, macht das einen großen Unterschied.

Wie sieht es mit den Cyberkapazitäten auf beiden Seiten aus?

Im Prinzip wird der Cyberkrieg schon seit mindestens sechs Jahren geführt. Wir dürfen Angriffe wie Black Energy, Crash Overide und NotPetya nämlich hier nicht vergessen. Diese haben zwar Schaden angerichtet, aber dennoch haben sie der Ukraine auf gewisse Art und Weise auch geholfen, sich vor den kommenden Angriffen zu wappnen. Erst im Januar tauchte SwiftSlicer auf und setzte die Welle von Malware und gezielten Angriffen auf die digitale Infrastruktur fort. An der Cyber-Front ist es also alles andere als ruhig.

Was bringt westliche Unterstützung?

Omar Bradley sagte einmal, dass Amateure über Taktik reden und Profis über Logistik. Einer der größten Unterschiede zwischen den verschiedenen Lagern liegt in der Organisation von Vorbereitung, Planung, Ausbildung, Ausrüstung und vor allem Logistik. Die NATO hat einen Wandel vollzogen, der im Kreml für Erstaunen sorgen sollte – dazu kommt, dass die Lieferung von Ausrüstung einen deutlichen Unterschied ausmacht. Um es mit den Worten von Selensky selbst zu sagen: "Der Kampf ist hier; ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit". Und diese Munition hat er. Die Lieferung erinnert an den Materialtransport nach Großbritannien im Jahr 1940 – und dieser jetzt ist für die europäische und Weltgeschichte nicht weniger bedeutsam.

Wie sieht es mit vermeintlich nichtstaatlichen Angreifern aus?

Dutzende von unabhängigen oder vermeintlich neutralen Akteuren aus den Reihen der nichtstaatlichen Beteiligten und Cyberkriminellen haben in diesem Konflikt Partei ergriffen. Dazu gehören unter anderem Teile von Anonymous, cyberterroristische Gruppen wie das Russian Imperial Movement und Ransomware-Banden wie Conti. DDoS-Angriffe und die Verschandelung von Webseiten mögen Werkzeuge der einfachen Angreifer sein – man sollte sich dadurch aber nicht täuschen lassen. Nur weil wir hier simplere An- und Eingriffe sehen, heißt das noch lange nicht, dass nicht auch größere Attacken in den Tiefen der weltweiten Netzwerke passieren.

Hat Russland noch mächtigere Asse im Ärmel?

Russland und alle anderen Akteure, die in den Konflikt verwickelt sind oder am Rande des Geschehens agieren, müssen über ihre Cyberwaffen genauso nachdenken wie über ihre konventionellen Waffenarsenale. Genauso wie die Vorräte an Granaten und Munition aufgebraucht werden, müssen durch Forschung und Entwicklung neue Werkzeuge auf digitaler Ebene entwickelt werden. Wie alle fortschrittlichen Cyber-Nationen, verfügt auch Russland über ein gewisses Maß an Technologieressourcen. Es stellt sich allerdings die Frage, wie sich die Widerstandsfähigkeit potenzieller Ziele verbessert, wie das Wettrüsten zu effektiveren Angriffen führt und wie die Infiltration der Command-and-Control- und Cyber-Versorgungsketten der jeweils anderen Seite voranschreitet. Im Moment ist davon auszugehen, dass Russland viele seiner besten Werkzeuge aufgebraucht hat. Es wäre jedoch fatal zu glauben, dass es keine Reserven gibt und dass diese nicht auch kontinuierlich weiterentwickelt werden. (Cybereason: ra)

eingetragen: 20.02.23
Newsletterlauf: 31.05.23

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Meldungen: Kommentare und Meinungen

Von einer Zukunft ohne Passwörter

Log-ins mit Benutzername und Passwort sind nicht nur umständlich, sondern bergen auch Gefahren. Schließlich setzen Cyberkriminelle vor allem auf Phishing und Social Engineering, um Zugangsdaten abzugreifen. Daher ist es höchste Zeit für nutzerfreundliche und sichere Alternativen, meint Ingolf Rauh, Head Product und Innovation Management bei Swisscom Trust Services.

Zunahme von Bedrohungen nach Authentifizierung

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Europa besinnt sich einmal mehr auf seine moralische Vorreiterrolle in der Welt. Während in den beiden globalen Technologiesupermächten USA und China ein kaum kontrollierter Wildwuchs in Sachen Künstlicher Intelligenz stattfindet, hat die EU sich nicht nur dem technischen Fortschritt, sondern dem großen Ganzen gewidmet: Mit dem nun beschlossenen KI-Gesetz gibt es zum ersten Mal eine umfassende Regulierung in diesem Bereich.

Online-Sicherheitspraktiken auf den Prüfstand stellen

Vertrauen ist gut, Kontrolle besser: Interessanterweise leben insbesondere die Boomer dieses Motto, sodass sie wesentliche bessere Datenschutzpraktiken pflegen, wenn sie im online unterwegs sind, als die Millennials und die Gen Z. Dies ergab eine von OnePoll im Auftrag von Yubico durchgeführte Studie, die sich der Frage widmete, inwiefern Menschen in einer Zeit, in der es immer raffiniertere Phishing-Angriffe gibt, ihre Cybersicherheitshygiene-Praktiken angepasst haben.

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Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

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Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

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Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

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