Kritische Infrastrukturen unter Dauerbeschuss

223 Milliarden Euro Schaden durch Cyberangriffe in Deutschland sind nur der Anfang – warum die Dunkelziffer viel höher ist

Anzahl und Komplexität der Attacken nehmen zu – Erpressung auf dem Vormarsch



Cyberangriffe auf die Wirtschaft verursachen allein in Deutschland einen jährlichen Gesamtschaden von 223 Milliarden Euro. Das hat der IT-Branchenverband Bitkom in seiner neuesten Studie errechnet. Damit hat sich die Schadenssumme gegenüber den Jahren 2018/2019 mehr als verdoppelt. Die realen Schäden sind jedoch weit größer und treffen uns alle, insbesondere wenn kritische Infrastrukturen angegriffen werden. Neun von zehn Unternehmen in Deutschland (88 Prozent) waren laut Bitkom-Umfrage 2020/2021 von digitalen Angriffen betroffen. "Ein Blick auf unsere Daten zeigt: Tatsächlich sind zehn von zehn Unternehmen von Cyberattacken betroffen – aber eins von zehn weiß es nicht", sagt Paul Kaffsack, Geschäftsführer von Myra Security.

Hinter den Attacken stecken laut Bitkom zunehmend "Hobby-Angreifer” (40 Prozent) und kriminelle Banden (29 Prozent). Dies deckt sich mit den Erkenntnissen des Myra Security Operations Center (SOC). Ein weiterer alarmierender Trend, den das Myra SOC seit Längerem beobachtet wird durch die Bitkom-Untersuchung bestätigt: Die Zahl der Angriffe auf kritische Infrastrukturen (KRITIS) nimmt stark zu. 87 Prozent der befragten Unternehmen aus dem KRITIS-Sektor verzeichneten in den vergangenen zwölf Monaten mehr Attacken. Die häufigste Schadenursache neben Malware sind dabei DDoS-Angriffe.

Myra Security kann diesen Trend quantifizieren. Die Mitigationsdaten aus dem SOC zeigen einen Anstieg von DDoS-Attacken auf die Vermittlungs- und Transportschicht (Layer 3 und 4) im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 100 Prozent. Auf Anwendungsebene (Layer 7) erhöhte sich die Anzahl der Angriffe im selben Zeitraum sogar um über 300 Prozent.

Unternehmen aus dem KRITIS-Sektor stehen täglich und ganz gezielt unter Beschuss. Laut der Bitkom-Umfrage rechnen 87 Prozent der Betreiber kritischer Infrastrukturen mit einer weiteren Zunahme von Angriffen. Die Schäden trägt die gesamte Gesellschaft, also wir alle. Der Cyber-Katastrophenfall in Anhalt-Bitterfeld im Juli 2021 hat gezeigt, wie schnell es jeden von uns treffen kann. Aufgrund einer Cyberattacke war die dortige Verwaltung nicht mehr in der Lage, Sozialleistungen auszuzahlen. Solche Vorfälle können sich jederzeit in anderen Kommunen wiederholen und noch sehr viel größere Ausmaße annehmen.

Neben der Quantität nimmt auch die Komplexität stetig zu: Das Myra SOC verzeichnet vermehrt Multivektor-Attacken mit mehreren Angriffsarten und auf unterschiedlichen Netzwerkschichten. Zugleich setzen Kriminelle verstärkt auf Reflection-Attacken, mit denen sie die Schlagkraft ihrer Angriffe mit geringem Ressourcenaufwand um ein Vielfaches erhöhen.

Ebenfalls auffällig: DDoS-Angriffe gehen zunehmend mit digitaler Erpressung einher. Ziel der Erpresser sind insbesondere größere und zahlungskräftige Unternehmen, aber auch Versorger aus dem KRITIS-Bereich, die systemrelevante Dienste für die Bevölkerung bereitstellen. Im Juli wütete beispielsweise eine Angriffskampagne im Namen von "Fancy Lazarus" im DACH-Raum. In deren Folge wendeten sich mehrheitlich Unternehmen aus den Sektoren Telekommunikation, Gesundheitswesen und Finanzen an Myra Security – also kritische Infrastrukturen, die für unsere Gesellschaft lebenswichtig sind.

Cyberattacken auf KRITIS kosten unsere Gesellschaft Milliarden

Der Bitkom-Studie zufolge belaufen sich allein die jährlichen Schäden durch Ausfall, Diebstahl oder Schädigung von Informations- und Produktionssystemen oder Betriebsabläufen auf schätzungsweise 61,9 Milliarden Euro. Hinzu kommen unter anderem 12,3 Milliarden Euro durch Imageschäden sowie 13,3 Milliarden Euro durch Kosten für Ermittlungen und Ersatzmaßnahmen.

Die tatsächlichen Schäden sind aber noch weitaus höher. Werden kritische Infrastrukturen lahmgelegt, so dass die Menschen wie in Anhalt-Bitterfeld keine Grundsicherung mehr erhalten, ist jeder von uns potenziell betroffen. Wenn wie im Fall der Uniklinik Düsseldorf im Herbst 2020 die medizinische Versorgung eingeschränkt ist, sind im Ernstfall sogar Leib und Leben in Gefahr. Daher ist der konsequente Schutz kritischer Infrastrukturen für unsere Gesellschaft und unser aller Wohlergehen elementar.

Präventiver Schutz muss auch in der digitalen Welt zur Normalität werden

85 Prozent der von Bitkom Research befragten Firmen fordern, die Politik solle sich stärker dafür einsetzen, Unternehmen vor Cyberangriffen zu schützen. Am Ende ist aber jeder auch selbst für seine eigene Sicherheit verantwortlich - zumal sich die Gefahrenlage schneller zuspitzt als die Politik handeln kann. Jedes Unternehmen, jede Kommune und jeder einzelne Mensch muss daher selbst aktiv werden, um sich bestmöglich abzusichern. Schließlich haben wir auch alle einen Airbag im Auto und ein Schloss an der Tür. Was in der realen Welt Usus ist, sollte auch in der digitalen Welt normal sein. (Myra Security: ra)

eingetragen: 18.10.21
Newsletterlauf: 06.12.21

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Meldungen: Unternehmen

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Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

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Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

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Fluch und Segen des Darkwebs

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