Ransomware: So verläuft ein Angriff

Erpressung in drei Stufen – Eindringen, Ausspionieren, Erpressen

Ransomware bleibt auch 2022 die größte Bedrohung – auch für kleine Unternehmen



Von Zac Warren, Senior Director Cybersecurity Advisory, EMEA at Tanium

Vor rund einem Monat erschien der jährliche Lagebericht des BSI zum Thema Cybersicherheit in Deutschland. Die Cybercrime-Spezialisten des Bundesamtes identifizierten Ransomware als größte Bedrohung für die deutsche Wirtschaft und betitelten den dazugehörigen Abschnitt in ihrem Bericht als "Big Game Hunting mit Ransomware", also die Jagd auf große Unternehmen, die eine lukrative Beute in Aussicht stellen.

Zum einen ist es richtig, dass die großen Fische im Netz eine attraktive Beute für Cyberkriminelle darstellen. Doch kleine Unternehmen sollten sich von dieser Tatsache nicht in ein fatales, weil falsches, Sicherheitsgefühl wiegen lassen. Denn die Netze der Cyberkriminellen sind groß und der Beifang wird nur selten über Bord geworfen.

Von großer krimineller Energie angetrieben, nehmen die Angreifer in der Regel alles mit, was sich in irgendeiner Form zu Geld machen lässt. Die breit gestreuten Angriffswellen sind nämlich besonders gefährlich, wenn das Budget für die IT-Sicherheit schmal und die Mitarbeiter nicht in der Breite gegen die neuesten Angriffstechniken immunisiert worden sind.

Erpressung in drei Stufen – Eindringen, Ausspionieren, Erpressen

Ein üblicher Angriffsverlauf spielt sich folgendermaßen ab:

>> Das Opferunternehmen wird mit Emotet infiziert

Dies geschieht meist über einen unbedachten Klick, einen leichtfertigen Download oder manchmal ganz ohne eigenes Verschulden durch die Ausnutzung einer weit verbreiteten Sicherheitslücke (z.B. MS-Exchange).

>> Spionage durch Trickbot

Im zweiten Schritt wird die Spionagesoftware Trickbot nachgeladen. Diese kundschaftet das Netzwerk aus und sammelt alle möglichen Daten; Angefangen beim E-Mailverkehr der Mitarbeiter bis hin zu den Kronjuwelen des Unternehmens, wie beispielsweise Betriebsgeheimnisse oder sonstige Dokumente, die bewusst unter Verschluss gehalten werden.

>> Verschlüsselung und Erpressung durch Ryuk

Ist die IT-Infrastruktur zur Zufriedenheit der Kriminellen kartiert, werden die wichtigsten Datenbestände verschlüsselt. Hat das Opferunternehmen keine vom Netzwerk isolierten Datenbackups, ist man den Angreifern vollkommen ausgeliefert. Es bleibt nun die Wahl zwischen Pest und Cholera: Man zahlt das geforderte Lösegeld in der Hoffnung, dass die Erpresser die Daten-Schlüssel preisgeben – oder man schreibt die Verluste vollumfänglich ab. Ersteres bietet keine Garantie für eine Wiederherstellung der Daten; Weiterhin empfiehlt man sich bei den Angreifern als zahlungswilliges Opfer für zukünftige Angriffe. Die zweite Option – der Neustart von Null – kann sich kaum ein Unternehmen leisten.

In drei Schritten zur bestmöglichen IT-Sicherheit: Patches & Backups & Cyberversicherung

Gerade die kleinen Unternehmen fühlen sich durch die gefühlte Komplexität der Cyber-Bedrohungslage eingeschüchtert und nicht selten überfordert. Ihr finanzieller Spielraum ist nicht mit dem von global agierenden Großkonzernen vergleichbar. Die empfundene Hilflosigkeit führt nicht selten dazu, dass die Entscheider kleinerer Betriebe von einer fatalistischen Lähmung überkommen werden und auf das Prinzip Hoffnung setzen: "Mich wird es schon nicht erwischen. Und wenn doch, hätte ich sowieso nichts dagegen tun können." Doch das ist falsch.

Die überwältigende Mehrheit aller Ransomware-Angriffe – insbesondere auf die kleineren Fische im Beifang – können durch zwei verhältnismäßig einfache Schritte im Vorfeld gestoppt werden.

Anlegen eines Datenbackups, welches vom Unternehmensnetz abgetrennt archiviert wird. Somit können Eindringlinge nicht auf das Backup zugreifen und das Unternehmen kann zum Datenstand vor dem Ransomwarebefall zurückkehren.

Regelmäßige Aufspielung von Sicherheitsupdates auf allen Geräten im Firmennetz. Es reicht ein ungepatchtes Endgerät – Laptop, Tablet, Smartphone etc. – um die Schadsoftware hinter die Firewall des Unternehmens zu schleusen. Wenn eine bekannte Sicherheitslücke nicht sofort nach Bekanntwerden geschlossen wird, hilft auch ein makelloses Sicherheitsverhalten aller Angestellten nichts; Die Angreifer nehmen einfach die offenstehende und unbewachte Hintertür.

Wenn ein Daten-Backup angelegt und ein Patchmanagement-System installiert wurde, kann man sich zusätzlich noch mit einer Cyberversicherung gegen den worst case absichern. Viele Versicherer honorieren eine gut aufgestellte IT-Sicherheit ihrer Klienten mit Vergünstigungen und regulieren entstandene Schäden anstandslos, wenn der Versicherte sich im Vorfeld ausreichend geschützt hat.

Gerade für die kleinen und mittelständischen Betriebe wird es höchste Zeit, aus der Angststarre zu erwachen und sich an diesen zwei konkreten und hocheffektiven Grundsätzen der Cybersicherheit zu orientieren. Eine sichere IT-Infrastruktur ist kein Hexenwerk, wenn man weiß, wo man anpacken muss und der BSI Report leistet hier wertvolle Orientierungshilfe. (Tanium: ra)

eingetragen: 16.12.21
Newsletterlauf: 24.02.22

Tanium: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Tipps & Hinweise

In drei Schritten zu mehr Cyber-Resilienz

Cyber-Kriminalität ist ein globales Problem. Die Zahl der Angriffe nimmt stetig zu, und gleichzeitig gehen die Hacker immer raffinierter vor. Um Bedrohungen jeglicher Art wirksam abwehren zu können, müssen Unternehmen ihre Cyber-Resilienz verbessern. Dell Technologies erklärt, welche drei Schritte dafür entscheidend sind.

Fremde nicht auf den Rechner zugreifen lassen

Immer wieder kommt es zu den verschiedensten Betrugsversuchen per Telefon. Von Schockanrufen (siehe Enkeltrick), über aufgedrängte Vertragsabschlüsse bis zu vermeintlichen "Serviceanrufen". Häufig geht es den Kriminellen darum, an sensible Informationen wie die Bankverbindung zu kommen "Ihr Konto wurde aus Sicherheitsgründen geblockt." Oder: "Es gibt ein Problem mit Ihrem Computer."

Lateral Movement verstehen und erkennen

Bedrohungsakteure verschaffen sich durch Phishing oder die Ausnutzung von ungepatchten Schwachstellen Zugang zu einer Unternehmensanwendung, nehmen nach diesem "Initial Access" die Identität eines legitimen Users an und dringen immer tiefer in verschiedenste Teile des Netzwerkwerks ein. Dort können sie Daten exfiltrieren, Systeme und Datenbanken lahmlegen und manipulieren oder andere Angriffe durchführen.

Krypto-Strategie im Zeitalter von Quanten-Computern

Kryptografie ist seit geraumer Zeit eines der besten Mittel, um digitale Informationen vor unberechtigtem Zugriff zu schützen – beispielsweise, um gesetzliche Bestimmungen wie die DSGVO oder branchenbezogene Regeln einzuhalten. Es geht aber auch um den Schutz vertraulicher Daten vor Diebstahl durch Cyberkriminelle.

Besuchen Sie SaaS-Magazin.de

SaaS, On demand, ASP, Cloud Computing, Outsourcing >>>

Kostenloser Newsletter

Werktäglich informiert mit IT SecCity.de, Compliance-Magazin.de und SaaS-Magazin.de. Mit einem Newsletter Zugriff auf drei Online-Magazine. Bestellen Sie hier

Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

Diese Webseite verwendet Cookies - Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Mit dem Klick auf „Erlauben“erklären Sie sich damit einverstanden. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.