Sicherheitstechnische Rahmenbedingungen schaffen

Multifaktor-Authentifizierung: Grundvoraussetzung für Cyberversicherungen

Ransomware als Hauptgrund für den Abschluss einer Cyberversicherung



Von Alexandre Cagnoni, Director of Authentication bei WatchGuard Technologies

Vor Ransomware-Angriffen und den daraus entstehenden negativen Folgen ist heutzutage kein Unternehmen mehr gefeit. Dadurch rückt für viele Firmen das Thema "Cyberversicherung" auf die Agenda, einschlägige Angebote gibt es bereits seit etlichen Jahren. Der Abschluss einer solchen Versicherung gestaltet sich aufgrund der Häufigkeit und Schwere der Ransomware-Angriffe jedoch nicht mehr so einfach wie früher. Während sich die Attacken vor der Corona-Pandemie noch vorrangig direkt auf die internen IT-Systeme am Firmensitz konzentrierten, geraten mittlerweile auch immer mehr Anwender im Homeoffice ins Visier der Angreifer. Das Risiko wird größer und Antragsteller müssen dem Versicherer gegenüber mittlerweile meist den Einsatz verschiedenster IT-Sicherheitstechnologien – inklusive Reaktionsplan im Fall des Eintritts einer Sicherheitsverletzung – in den eigenen Reihen nachweisen. Zu den Anforderungen gehört dabei nicht zuletzt die Implementierung einer Multifaktor-Authentifizierung (MFA). Ohne diese Vorkehrung gibt es in der Regel keinen Versicherungsschutz.

Ransomware ist immer häufiger anzutreffen, entwickelt sich konsequent weiter und hat es längst nicht mehr nur auf Computer abgesehen. Darüber hinaus sind auch Smartphones, Fernseher und andere im Netzwerk befindlichen Geräte vor dieser Art von Malware, die Daten verschlüsselt und erst gegen Zahlung eines Lösegelds in Kryptowährung wieder freigibt, kaum noch sicher. Angesichts der hohen Lösegelder, die von den Cyberkriminellen gefordert werden, sollten Versicherungspolicen speziell für Ransomware eigentlich längst Teil des Sicherheitskonzepts jedes Unternehmens sein.

Die steigende Nachfrage nach einschlägiger Absicherung war in jüngster Zeit ein immer wiederkehrendes Thema internationaler Fachkonferenzen. Dabei wurde die Situation eines erfolgreichen Ransomware-Angriffs mit der eines realen Entführungsfalls verglichen. Die Idee dahinter: Wenn es Versicherungen gibt, die einspringen, sobald es um eine Lösegeldzahlung zur sicheren Befreiung einer gekidnappten Person geht, könnte das auch bei Ransomware Anwendung finden. Dies würde nicht nur die Opfer davor schützen, den Zugang zu wertvollen Daten zu verlieren, sondern auch dem Versicherungssektor die Möglichkeit geben, sein Angebot durch die dedizierte Ausweitung auf den IT-Bereich weiter zu diversifizieren.

Zwar gibt es derzeit einige Versicherungen, welche die mit bestimmten Cyberangriffen einhergehenden Kosten auffangen, aber hinsichtlich einer adäquaten inhaltlichen Ausdefinition bleibt nach wie vor viel Luft nach oben. Im Allgemeinen decken solche Cyberversicherungen Schäden von Dritten ab (was sehr nützlich ist, wenn ein Cyberangriff auf ein Unternehmen dessen Kunden betrifft). Manchmal kommen sie auch für direkte Verluste auf, wobei spezifische Folgekosten eines Angriffs im Fokus stehen. Je nach Versicherung umfasst dies beispielsweise die Wiederherstellung von Daten, den Ersatz von Hardware/Software oder die Beauftragung von forensischen Ermittlern, externen Anwälten und Kommunikationsberatern.

Die meisten Cyberversicherungen fangen derzeit jedoch bei Weitem nicht alle in dem Zusammenhang entstandenen Schäden ab. So gibt es beispielsweise Policen mit einer Versicherungssumme von bis zu 10 Millionen Euro, die im Falle der Cybererpressung durch Ransomware jedoch "nur" 500.000 Euro abfedern. Jedoch entwickelt sich der Markt hier schnell weiter und meist geht es in erster Linie zunächst darum, die Hauptrisiken zu prüfen, denen eine Organisation ausgesetzt ist, um entsprechende Angebote überhaupt erstellen zu können.

Cyberversicherung erfordert jetzt MFA

Unternehmen, die sich für den Abschluss einer Cyberversicherung interessieren und dabei keine durch die Decke gehenden Prämien oder das Risiko einer Komplettablehnung des Antrags in Kauf nehmen möchten, sollten daher bereits im Vorfeld moderne, sicherheitstechnische Rahmenbedingungen schaffen.

In dem Zusammenhang ist der Einsatz einer Multifaktor-Authentifizierung (MFA) ein wichtiger Aspekt, da sich dadurch nicht nur der Fernzugriff auf Netzwerke und E-Mails, sondern auch Administrationszugänge zusätzlich absichern lassen. Der Missbrauch entsprechender Kennwörter, die zuhauf im Dark Web kursieren, ist mittlerweile an der Tagesordnung und viele Angriffe lassen sich eindeutig darauf zurückführen. Kompromittierte Passwörter oder Anmelde-IDs stellen für nicht wenige Unternehmen die sprichwörtliche Achillesferse dar. Schließlich verwenden Mitarbeiter oft dasselbe Passwort für mehrere Systeme, nutzen zu einfache Phrasen, teilen ihre Anmeldedaten mit anderen oder geben Informationen versehentlich an Cyberkriminelle weiter. All dem schiebt MFA effektiv einen Riegel vor. Bis zu 99,9 Prozent der von kompromittierten Konten ausgehenden Angriffe lassen sich mit Multifaktor-Authentifizierung abwehren. Denn selbst wenn ein Angreifer – möglicherweise im Zuge von Phishing – in den Besitz von Anmeldedaten eines Benutzers gelangt, vereitelt die Abfrage eines zusätzlichen Authentifizierungsfaktors – zum Beispiel die Bestätigung einer Push-Nachricht auf dem zugeordneten Smartphones des jeweiligen Mitarbeiters – seine Pläne.

Da zudem jeder Angriff an einem Endpunkt beginnt, sollten Unternehmen parallel zur Multifaktor-Authentifizierung auch Endpoint Detection and Response (EDR) einsetzen, da sich verdächtige Vorgänge am Endgerät auf diese Weise effektiv aufspüren lassen. Die Kombination aus MFA und EDR minimiert die Gefahr eines folgenhaften Sicherheitsvorfalls erheblich – insbesondere, wenn zusätzlich Wert auf ausgereifte Patch-Konzepte, Mitarbeiterschulungen und gezielte Sensibilisierung gelegt wird.

Wenn all diese Voraussetzungen geschaffen sind, können auch Cyberversicherungen als zusätzliches Puzzleteil einer effektiven Sicherheitsstrategie ihren Zweck erfüllen und dafür sorgen, dass IT-Verantwortliche wie Unternehmenslenker in dieser Hinsicht künftig ruhig schlafen können.

Der Autor

Alexandre Cagnoni ist ausgewiesener Experte für Authentifizierung und zeichnet beim IT-Security-Anbieter WatchGuard Technologies für die cloudbasierte Multifaktor-Authentifizierungslösung "AuthPoint" verantwortlich. Er blickt auf fast 20 Jahre Erfahrung im IT-Security-Markt im Allgemeinen sowie dem Bereich Authentifizierung im Speziellen zurück. In dieser Zeit hat der studierte Computertechniker an der Planung und Bereitstellung von Millionen von Authentifikationskonzepten und Technologien zur Transaktionssignierung auf Seiten von Banken und weiteren großen Unternehmen mitgewirkt.

(WatchGuard Technologies: ra)

eingetragen: 09.12.21
Newsletterlauf: 09.02.22

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Das Büro des IT-Dienstleisters EZSVS (Germany) GmbH (gesprochen "easy services") in Frankfurt am Main ist ab sofort Servicepartner der CBL Datenrettung GmbH. Kundinnen und Kunden können hier defekte Speichermedien persönlich abgeben.

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Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

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Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

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