Aktuelle Angriffe des Elephant-Frameworks

Komplexe Cyberspionage im Zuge des Ukraine-Krieges

Angriffe durch Phishing mit Download vermeintlicher Bitdefender-AV-Software



Der Krieg in der Ukraine ist auch ein Cyberkrieg. Unternehmen in dem angegriffenen Land oder in unterstützenden Nationen mit Verbindung in die Ukraine sind von klassischen IT-Angriffsmechanismen bedroht, deren Urheber diesmal politisch motiviert sind. Zu diesen gehört neben dem Löschen von Informationen die Spionage. Die Bitdefender Labs haben die dafür verwendeten anspruchsvollen Angriffsmechanismen des sogenannten Elephant Framework analysiert.

Threat-Intelligence-Experten und Analysten von Managed-Detection-and-Response-Teams haben seit Ausbruch des Krieges die Cybersicherheitslage beobachtet. Unternehmen und Organisationen in der Ukraine, insbesondere im Bereich Behörden und Kritische Infrastrukturen, sind wie zu erwarten unter den bevorzugten Opfern. Seit März 2021 betreibt etwa die pro-russische UAC-0056-Gruppe aktiv Cyberspionage. Die Gruppe – ebenfalls bekannt unter den Namen Lorec53, UNC2589, EmberBear, LorecBear, BleedingBear, SaintBear und TA471 - ist verantwortlich für Angriffe zur Datenexfiltration mit Stealer Malware wie OutSteel oder GraphSteel. Vor allem GraphSteel wendet ein anspruchsvolles Instrumentarium von Techniken an, um Passwörter zu erfahren oder Informationen in den weitverbreiteten Office-Formaten wie .docx oder .xlsx und anderen wichtigen Datentypen wie .ssh, .crt, .key, .ovpn, oder .json zu exfiltrieren.

GraphSteel

Die Komplexität und Professionalität solcher Angriffe belegen Angriffe mit GraphSteel, deren Urheber höchstwahrscheinlich aus dem Umfeld der UAC-0056-Gruppe stammen. Die GraphSteel-Malware ist Teil des Elephant-Frameworks, einem in der Programmiersprache Go verfassten Malware-Toolset. Die Angreifer setzten sie jüngst in einer Reihe von Phishing-Attacken auf ukrainische Regierungsbehörden (gov.ua-Ziele) ein.

Zunächst begannen sie mit einer anspruchsvollen Spearphishing-Attacke. Die Hacker legten eine hohe Expertise bei Social-Engineering-Angriffen an den Tag und nutzten gespoofte ukrainische E-Mail-Adressen. Inhalte der gefälschten Mails waren vermeintliche offizielle Bekanntmachungen oder Themen rund um Corona. In einer Mail warnte der vermeintliche Autor vor einer Zunahme von russischen Cyberangriffen, gab Sicherheitstipps und verwies auf einen vermeintlichen Download einer Bitdefender-Software. Die Opfer kompromittierten ihre Rechner entweder durch einen Klick auf einen Link im Mailtext oder durch das Öffnen einer Excel-Tabelle mit eingebetteten Macros.

Launcher

Als Launcher verwenden die Hacker in einigen Fällen ein Python-Script, welches zu einer ausführenden Datei konvertiert worden war. In anderen Fällen verfassten sie den Code – wie im gesamten Elephant-Framework – in der Programmiersprache Go. Bei der Entscheidung spielte vielleicht eine Rolle, dass nicht jede Sicherheitssoftware eine in Go verfasste Malware erkennt. Dies wiederum liegt wohl darin begründet, dass gut- wie böswillige Programmierer Go nicht oft verwenden. Ein weiterer Vorteil der Sprache für die Hacker ist aber, dass der Payload sowohl für Windows wie für Linux kompiliert werden kann, ohne den Code zu ändern. Außerdem ist er einfach anzuwenden und lässt sich um Module von Drittanbieter-Malware erweitern. Der Launcher dient dann als eine Kombination von Downloader oder Dropper und verbindet das Opfer-System mit dem Command-and-Control-Server, um die eigene Verfügbarkeit mitzuteilen und zum gegebenen Zeitpunkt einen ausführbaren Malware-Payload zu empfangen.

Downloader

Der Downloader lädt dann zwei verschiedene Malware-Dateien: GraphSteel (Microsoft-cortana.exe) und GrimPlant (Oracle-java.exe), die sich beide automatisch ausführen. GrimPlant erlaubt es, remote PowerShell-Kommandos auszuführen. GraphSteel entwendet Daten wie Zugangsdaten, Zertifikate, Passwörter oder andere sensible Informationen.

GraphSteel Stealer

Hauptzweck von GraphSteel ist die Exfiltration von Dateien, welche die Malware dann verschlüsselt mit AES Cipher über Port 442 überträgt. Für die Kommunikation mit dem Command-and-Control-Server nutzt das Tool Websockets und die GraphQL-Sprache. Der Stealer entwendet Zugangsdaten für Wifi, Chrome, Firefox sowie Daten aus den Passwort-Vaults, dem Windows Credential Manager oder SSH-Sessions und Thunderbird.

Vermeintlich im Namen von Bitdefender

Laut einem Eintrag vom 11. März 2022 im CERT-UA nutzen andere Angriffe aus dem UAC-0056-Umfeld dringende Appelle, die IT-Sicherheit zu erhöhen und ein vermeintliches Bitdefender-Antivirus-Produkt von einer vermeintlichen Bitdefender.fr-Seite herunterzuladen, für ihre Angriffe aus. Hinter Bitdefender.fr verbirgt sich aber die Domain forkscenter.fr mit einer gespooften Bitdefender.fr-Webseite.

Diese Attacke installiert zunächst einen Discord-Downloader, der dann zwei ausführbare Dateien implementiert: Zum einem Alt.exe, einen bekannten Go-Launcher, der das Elephant Framework herunterlädt, zum anderen One.Exe, einen Cobalt Strike Beacon. Am Ende wird im letzteren Fall eine cesdf.exe heruntergeladen, die leider zurzeit nicht für eine Analyse vorliegt, weil die Administratoren der angegriffenen Organisation ihren Server mittlerweile abgeschaltet haben.

Derart komplexe Angriffe abzuwehren, erfordert eine gestaffelte Cyber-Sicherheit, die einen Angriff während mehrerer Phasen abwehren kann: Schon beim Abblocken der Phishing-Mail, beim Ausführen des Payloads oder beim Unterbinden der weiteren Kompromittierung und bei der Kommunikation mit dem C-&-C-Server. (Bitdefender: ra)

eingetragen: 27.05.22
Newsletterlauf: 06.07.22

Bitdefender: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

KI trifft auf Datendiebstahl

Die Bitdefender Labs warnen vor einer großangelegten Malvertising-Kampagne auf Facebook, die das große Interesse an neuen KI-Diensten wie ChatGPT oder Midjourney nutzt, um Nutzer mit Malware zu infizieren und ihre Daten zu stehlen. Die Kampagne der Cyberkriminellen läuft bereits seit circa einem Jahr und ist derzeit weiterhin aktiv.

Atomic Stealer-Angriffe über Werbeanzeigen

Das Threat Labs-Team von Jamf, Anbieterin für die Verwaltung und den Schutz von Apple-Geräten, hat zwei Angriffsmethoden identifiziert, die speziell auf macOS-Betriebssysteme abzielen. Ihr Ziel: Sensible Daten der Nutzer zu stehlen. Innerhalb des vergangenen Jahres wurden diese sogenannten Infostealer-Angriffe insbesondere bei Nutzern beobachtet, die in der Kryptowährungsbranche tätig waren oder in Kryptowährungen investiert hatten.

Angreifer suchen nach einer Apache-Druid-Schwachstelle

Aqua Securitys Team Nautilus hat eine neue Kryptomining-Kampagne namens Lucifer entdeckt, die auf Apache abzielt und darin insbesondere auf die bei vielen Nutzern beliebten Software-Libraries Hadoop und Druid. Die Angreifer nutzen hierfür bestehende Fehlkonfigurationen und Schwachstellen aus.

Stealer-Malware bald gefährlicher als Ransomware?

Im Jahr 2023 gab es eine Vielzahl von Herausforderungen in der Cybersicherheit, darunter immer raffiniertere Cyberangriffe, Datenschutzverletzungen und sich weiterentwickelnde Bedrohungen. Ein anhaltender Trend, der die Cybersicherheitslandschaft prägt, ist die Verbreitung von Stealer-Malware.

Besuchen Sie SaaS-Magazin.de

SaaS, On demand, ASP, Cloud Computing, Outsourcing >>>

Kostenloser Newsletter

Werktäglich informiert mit IT SecCity.de, Compliance-Magazin.de und SaaS-Magazin.de. Mit einem Newsletter Zugriff auf drei Online-Magazine. Bestellen Sie hier

Fachartikel

Grundlagen

Big Data bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Digitale Transformation zwingt Unternehmen sich mit Big Data auseinanderzusetzen. Diese oft neue Aufgabe stellt viele IT-Teams hinsichtlich Datenverwaltung, -schutz und -verarbeitung vor große Herausforderungen. Die Nutzung eines Data Vaults mit automatisiertem Datenmanagement kann Unternehmen helfen, diese Herausforderungen auch mit kleinen IT-Teams zu bewältigen. Big Data war bisher eine Teildisziplin der IT, mit der sich tendenziell eher nur Großunternehmen beschäftigen mussten. Für kleinere Unternehmen war die Datenverwaltung trotz wachsender Datenmenge meist noch überschaubar. Doch die Digitale Transformation macht auch vor Unternehmen nicht halt, die das komplizierte Feld Big Data bisher anderen überlassen haben. IoT-Anwendungen lassen die Datenmengen schnell exponentiell anschwellen. Und während IT-Teams die Herausforderung der Speicherung großer Datenmengen meist noch irgendwie in den Griff bekommen, hakt es vielerorts, wenn es darum geht, aus all den Daten Wert zu schöpfen. Auch das Know-how für die Anforderungen neuer Gesetzgebung, wie der DSGVO, ist bei kleineren Unternehmen oft nicht auf dem neuesten Stand. Was viele IT-Teams zu Beginn ihrer Reise in die Welt von Big Data unterschätzen, ist zum einen die schiere Größe und zum anderen die Komplexität der Datensätze. Auch der benötigte Aufwand, um berechtigten Zugriff auf Daten sicherzustellen, wird oft unterschätzt.

Bösartige E-Mail- und Social-Engineering-Angriffe

Ineffiziente Reaktionen auf E-Mail-Angriffe sorgen bei Unternehmen jedes Jahr für Milliardenverluste. Für viele Unternehmen ist das Auffinden, Identifizieren und Entfernen von E-Mail-Bedrohungen ein langsamer, manueller und ressourcenaufwendiger Prozess. Infolgedessen haben Angriffe oft Zeit, sich im Unternehmen zu verbreiten und weitere Schäden zu verursachen. Laut Verizon dauert es bei den meisten Phishing-Kampagnen nur 16 Minuten, bis jemand auf einen bösartigen Link klickt. Bei einer manuellen Reaktion auf einen Vorfall benötigen Unternehmen jedoch circa dreieinhalb Stunden, bis sie reagieren. In vielen Fällen hat sich zu diesem Zeitpunkt der Angriff bereits weiter ausgebreitet, was zusätzliche Untersuchungen und Gegenmaßnahmen erfordert.

Zertifikat ist allerdings nicht gleich Zertifikat

Für Hunderte von Jahren war die Originalunterschrift so etwas wie der De-facto-Standard um unterschiedlichste Vertragsdokumente und Vereinbarungen aller Art rechtskräftig zu unterzeichnen. Vor inzwischen mehr als einem Jahrzehnt verlagerten sich immer mehr Geschäftstätigkeiten und mit ihnen die zugehörigen Prozesse ins Internet. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber mit dem Zeitalter der digitalen Transformation beginnen handgeschriebene Unterschriften auf papierbasierten Dokumenten zunehmend zu verschwinden und digitale Signaturen werden weltweit mehr und mehr akzeptiert.

Datensicherheit und -kontrolle mit CASBs

Egal ob Start-up oder Konzern: Collaboration Tools sind auch in deutschen Unternehmen überaus beliebt. Sie lassen sich besonders leicht in individuelle Workflows integrieren und sind auf verschiedenen Endgeräten nutzbar. Zu den weltweit meistgenutzten Collaboration Tools gehört derzeit Slack. Die Cloudanwendung stellt allerdings eine Herausforderung für die Datensicherheit dar, die nur mit speziellen Cloud Security-Lösungen zuverlässig bewältigt werden kann. In wenigen Jahren hat sich Slack von einer relativ unbekannten Cloud-Anwendung zu einer der beliebtesten Team Collaboration-Lösungen der Welt entwickelt. Ihr Siegeszug in den meisten Unternehmen beginnt häufig mit einem Dasein als Schatten-Anwendung, die zunächst nur von einzelnen unternehmensinternen Arbeitsgruppen genutzt wird. Von dort aus entwickelt sie sich in der Regel schnell zum beliebtesten Collaboration-Tool in der gesamten Organisation.

KI: Neue Spielregeln für IT-Sicherheit

Gerade in jüngster Zeit haben automatisierte Phishing-Angriffe relativ plötzlich stark zugenommen. Dank künstlicher Intelligenz (KI), maschinellem Lernen und Big Data sind die Inhalte deutlich überzeugender und die Angriffsmethodik überaus präzise. Mit traditionellen Phishing-Angriffen haben die Attacken nicht mehr viel gemein. Während IT-Verantwortliche KI einsetzen, um Sicherheit auf die nächste Stufe zu bringen, darf man sich getrost fragen, was passiert, wenn diese Technologie in die falschen Hände, die der Bad Guys, gerät? Die Weiterentwicklung des Internets und die Fortschritte beim Computing haben uns in die Lage versetzt auch für komplexe Probleme exakte Lösungen zu finden. Von der Astrophysik über biologische Systeme bis hin zu Automatisierung und Präzision. Allerdings sind alle diese Systeme inhärent anfällig für Cyber-Bedrohungen. Gerade in unserer schnelllebigen Welt, in der Innovationen im kommen und gehen muss Cybersicherheit weiterhin im Vordergrund stehen. Insbesondere was die durch das Internet der Dinge (IoT) erzeugte Datenflut anbelangt. Beim Identifizieren von Malware hat man sich in hohem Maße darauf verlassen, bestimmte Dateisignaturen zu erkennen. Oder auf regelbasierte Systeme die Netzwerkanomalitäten aufdecken.

DDoS-Angriffe nehmen weiter Fahrt auf

DDoS-Attacken nehmen in Anzahl und Dauer deutlich zu, sie werden komplexer und raffinierter. Darauf machen die IT-Sicherheitsexperten der PSW Group unter Berufung auf den Lagebericht zur IT-Sicherheit 2018 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) aufmerksam. Demnach gehörten DDoS-Attacken 2017 und 2018 zu den häufigsten beobachteten Sicherheitsvorfällen. Im dritten Quartal 2018 hat sich das durchschnittliche DDoS-Angriffsvolumen im Vergleich zum ersten Quartal mehr als verdoppelt. Durchschnittlich 175 Angriffen pro Tag wurden zwischen Juli und September 2018 gestartet. Die Opfer waren vor allem Service-Provider in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz: 87 Prozent aller Provider wurden 2018 angegriffen. Und bereits für das 1. Quartal dieses Jahres registrierte Link11 schon 11.177 DDoS-Angriffe.

Fluch und Segen des Darkwebs

Strengere Gesetzesnormen für Betreiber von Internet-Plattformen, die Straftaten ermöglichen und zugangsbeschränkt sind - das forderte das BMI in einem in Q1 2019 eingebrachten Gesetzesantrag. Was zunächst durchweg positiv klingt, wird vor allem von Seiten der Bundesdatenschützer scharf kritisiert. Denn hinter dieser Forderung verbirgt sich mehr als nur das Verbot von Webseiten, die ein Tummelplatz für illegale Aktivitäten sind. Auch Darkweb-Plattformen, die lediglich unzugänglichen und anonymen Speicherplatz zur Verfügung stellen, unterlägen der Verordnung. Da diese nicht nur von kriminellen Akteuren genutzt werden, sehen Kritiker in dem Gesetzesentwurf einen starken Eingriff in die bürgerlichen Rechte. Aber welche Rolle spielt das Darkweb grundsätzlich? Und wie wird sich das "verborgene Netz" in Zukunft weiterentwickeln? Sivan Nir, Threat Analysis Team Leader bei Skybox Security, äußert sich zu den zwei Gesichtern des Darkwebs und seiner Zukunft.

Diese Webseite verwendet Cookies - Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben. Mit dem Klick auf „Erlauben“erklären Sie sich damit einverstanden. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.