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Trojaner vom Typ Zeus


Eine halbe Million Euro in nur einer Woche: "Luuuk" räumt Konten von Bankkunden ab
Kaspersky-Analyse zeigt: Fast 200 europäische Bankkunden per Man-in-the-Browser attackiert

(17.07.14) - Wie Experten von Kaspersky Lab aufdecken konnten, fielen im Januar 2014 über 190 identifizierte Kunden einer großen europäischen Bank einer Cyberbetrugskampagne mit dem Namen "Luuuk" zum Opfer. Dabei wurde innerhalb einer Woche ein Schaden von mehr als 500.000 Euro verursacht. Pro Konto wurden unberechtigt Beträge zwischen 1.700 und 39.000 Euro abgebucht.

Am 20. Januar 2014 entdeckten die Experten des Global Research and Analysis Team von Kaspersky Lab den zur "Luuuk"-Kampagne gehörenden Command-and-Control-Server (C&C). Die Auswertung der Log-Files brachte nicht nur Hinweise auf das Ausmaß des Schadens, sondern auch auf den Zeitraum. Demnach begann die Betrugskampagne spätestens am 13. Januar 2014. Zwei Tage nach Entdeckung des C&C-Servers hatten die Hintermänner von "Luuuk" sämtliche Spuren bereits wieder entfernt.

"Natürlich haben wir die betroffene Bank sowie die Ermittlungsbehörden sofort nach Enttarnung des C&C-Servers informiert und sämtliche Hinweise zur Verfügung gestellt", erläutert Vincente Diaz, Principal Security Researcher bei Kaspersky Lab. "Auch wenn die Kampagne kurz nach ihrer Entdeckung von den Cyberkriminellen gestoppt wurde, lässt die komplexe Vorgehensweise per MITB vermuten, dass sie an anderer Stelle jederzeit wieder aufleben könnte. Wir werden daher ,Luuuk‘ weiterhin verschärft im Auge behalten."

Man-in-the-Browser schaltet sich zwischen Kunde und Bank
Im Fall von "Luuuk" wurden die Daten der Bankkunden vermutlich durch einen Trojaner vom Typ Zeus – beziehungsweise von den Zeus-Variationen Citadel, SpyEye oder IceIX – automatisch beim Anmeldevorgang zum Online-Banking abgegriffen. Unbemerkt von den Kunden konnten die Cyberkriminellen damit ihre betrügerischen Transaktionen durchführen. Diese Vorgehensweise wird Man-in-the-Browser (MITB) genannt.

Bemerkenswert war auch die Strategie für den Geldtransfer auf die extra dafür eingerichteten Empfängerkonten. Kaspersky Lab entdeckte, dass die Geldabnehmer (sogenannte "Drops" oder "Money Mules") offenbar je nach Vertrauenswürdigkeit in drei Gruppen eingeteilt wurden. Die erste Gruppe wickelte nur Zahlungen bis 2.000 Euro ab, die zweite Gruppe war für Überweisungen zwischen 15.000 und 20.000 Euro zuständig, während eine dritte Gruppe Beträge zwischen 40.000 und 50.000 Euro erhielt. Die offenbar hochprofessionellen Hintermänner der "Luuuk"-Kampagne könnten
auf diese Art versucht haben, sich selbst vor einem Betrug durch ihre Komplizen zu schützen. Der Betrag für die "Money Mules" wurde im Übrigen auf speziell eingerichtete Bankkonten überwiesen, den diese wiederum direkt am Geldautomaten abheben konnten. (Kaspersky Lab: ra)

Kaspersky Lab: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Hybride aus Daten-Diebstahl und Ransomware

    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

  • Phishing ist ein langfristiges Problem

    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

  • Ziel des Angriffs kann sogar geblacklisted werden

    Im Laufe des Jahres 2019 haben das Threat Research Center (TRC) und das Emergency Response Team (ERT) von Radware eine zunehmende Anzahl von TCP-Reflection-Angriffen überwacht und verteidigt. Bei solchen Angriffen werden nicht nur die eigentlichen Ziele in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch nichts ahnende Netzwerkbetreiber, deren Ressourcen benutzt werden, um die Attacke zu verstärken. Im Extremfall wird das Ziel des Angriffs als vermeintlicher Urheber der Attacke sogar von den einschlägigen Service-Anbietern auf deren Blacklists gesetzt. TCP-Reflection-Angriffe wie die SYN-ACK Reflection waren bis vor kurzem bei Angreifern weniger beliebt. Der Mangel an Popularität war hauptsächlich auf die falsche Annahme zurückzuführen, dass TCP-Reflection-Angriffe im Vergleich zu UDP-basierten Reflexionen nicht genügend Verstärkung erzeugen können. Im Allgemeinen haben TCP-Angriffe eine geringe Bandbreite und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass eine Internetverbindung gesättigt wird. Stattdessen werden TCP-Angriffe genutzt, um durch hohe Paketraten (Packets Per Second - PPS) viele Ressourcen von Netzwerkgeräten zu binden und so Ausfälle zu provozieren.

  • Sicherheitsprognosen für 2020

    Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes geben ihre Sicherheitsprognosen für das Jahr 2020 bekannt. Dabei prognostizieren die Experten zunehmende Gefahren für Unternehmen durch Ransomware-Angriffe, erwarten vermehrt Exploit-Kit-Aktivitäten und VPN-Skandale. Im Folgenden werden sechs Sicherheitsprognosen vorgestellt und in die Entwicklungen der jüngsten Zeit eingeordnet. Ransomware-Angriffe auf Unternehmen und Regierungen werden dank neu gefundener Schwachstellen zunehmen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte im Business-Umfeld ein Anstieg von Schwachstellen festgestellt werden und gerade in diesem Jahr wurde immer mehr Malware entwickelt, die sich auf Unternehmen konzentriert anstatt auf Verbraucher.