- Anzeigen -


Sie sind hier: Home » Virenwarnung » Hintergrund

Motiv: Verkauf von Systemzugriffsdaten


Trojaner "RDPPatcher": Es gibt viele nützliche Verwendungsmöglichkeiten für RDP, doch in den falschen Händen kann es zu einer Waffe für Cyberkriminelle werden
Malware-Analyse der PandaLabs zeigt: Cyberkriminelle weiten ihre Geschäftsfelder zunehmend aus



Panda Security hat einen neuen Trojaner namens RDPPatcher entdeckt. Das Ungewöhnliche an dieser Ransomware ist, dass sie nicht dazu genutzt wird, Anmeldedaten zu stehlen. Stattdessen sammelt sie so viele Daten wie möglich. Der Trojaner wurde offenbar speziell dafür entwickelt, die infizierten Systeme zu inventarisieren und insbesondere nach POS-, ATM- und Online-Glücksspielsoftware zu suchen. Ziel dieser Hacker-Methode ist es, den Zugriff auf die Geräte an spezialisierte Gruppen von Cyberkriminellen zu verkaufen.

In jüngster Zeit verzeichnen die PandaLabs, Panda Securitys Anti-Malware-Labor, einen starken Aufwärtstrend bei Malware, die mithilfe eines Remote Desktop Protokolls (RDP) installiert wird. Jeden Tag registrieren die PandaLabs-Experten inzwischen Tausende von Infektionsversuchen, die eine Sache gemeinsam haben: Den Zugriff auf infizierte Systeme über RDP, nachdem man mittels Brute-Force-Methode in den Besitz der Anmeldedaten gelangt ist.

Es gibt viele nützliche Verwendungsmöglichkeiten für RDP, doch in den falschen Händen kann es zu einer Waffe für Cyberkriminelle werden. Die Tatsache, dass Hacker RDP nutzen, um Ransomware zu verbreiten, ist nicht neu. Besonders Firmenumgebungen waren und sind davon seit längerem betroffen. Der Trojaner RDPPatcher, der jetzt entdeckt wurde, nutzt dieselbe Zugangstechnik, doch sein Ziel ist ein völlig anderes als das der bis dato analysierten Angriffe. Diesmal konzentriert sich die Malware darauf, POS-Terminals und Geldautomaten zu finden, nachdem sie das System infiltriert hat. Die Motivation dahinter ist, dass dies Terminals sind, die man leicht anonym aus dem Internet angreifen kann. Zudem ist der wirtschaftliche Gewinn beim Verkauf von gestohlenen Daten hoch.

Das Motiv hinter RDPPatcher: Verkauf von Systemzugriffsdaten
Im aktuellen Fall dauerte die Brute-Force-Attacke etwas über zwei Monate, bis die Angreifer im Januar 2017 auf die richtigen Anmeldedaten stießen und Zugang zum System erhielten. Nachdem das System kompromittiert war, versuchten die Cyberkriminellen, es mit Malware zu infizieren. Ihre Versuche wurden von Adaptive Defense 360, Pandas moderner Cyberabwehrtechnologie, blockiert.
Daraufhin modifizierten die Angreifer die Malware und starteten einen neuen Versuch. Wiederum ohne Erfolg. Da Pandas fortschrittliche Cybersicherheitslösung nicht auf Signaturen basiert und sich nicht auf bisheriges Wissen über Malware verlässt, um diese zu blockieren, änderte die Modifizierung das Ergebnis nicht.

Die Vorgehensweise von RDPPatcher im Detail:
Die Malware-Analyse der PandaLabs-Experten zeigt, was der Zweck der Attacke ist. Die Hashwerte der beiden Dateien lauten wie folgt:
MD5 d78be752e991ccbec16f11e4fc6b2115
SHA1 4cc9d2c98f22aefab50ee217c1a0d872e93ce541
MD5 950e8614db5c567f66d0900ad09e45ac
SHA1 9355a60dd51cfd02a921444e92e012e25d0a6be
Beide wurden mit Delphi programmiert und mit Aspack gepackt. Nachdem die PandaLabs-Experten sie entpackt hatten, stellten sie fest, dass diese einander sehr ähnlich waren.

Die Experten haben die Neueste analysiert:
(950e8614db5c567f66d0900ad09e45ac).
Dieser Trojaner, der als Trj/RDPPatcher.A entdeckt wurde, modifiziert die Windows-Datensätze, um die Art der RDP-Validierung zu ändern.

Dies sind die Einträge, die das System modifiziert:
HKLM\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Terminal Server\WinStations\RDP-Tcp /v UserAuthentication /t REG_DWORD /d 1
HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Control\Terminal Server\WinStations\RDP-Tcp” /v UserAuthentication /t REG_DWORD /d 1

Zudem löscht die Malware die folgenden Einträge, wenn diese im System sind:
"HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Policies\System” /v legalnoticecaption /f
"HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\Windows\CurrentVersion\Policies\System” /v legalnoticetext /f
Anschließend hinterlässt sie eine andere Datei
(MD5: 78D4E9BA8F641970162260273722C887)
im %TEMP% Verzeichnis. Diese Datei ist eine Version der Anwendung rdpwrap und wird über den Befehl runas ausgeführt mit den Parametern "-i –s", um simultane Sessions auf dem System zu aktivieren.

Dann fährt RDPPatcher fort, den Rechner zu inventarisieren und folgende Informationen zu sammeln:
• >> Benutzername
• >> Gerätename
• >> Zeit, in der das Gerät eingeschaltet gewesen ist
• >> Version des Betriebssystems
• >> Sprache
• >> Virtuelle Maschinen
• >> Speicher
• >> Prozessorname
• >> Anzahl der Prozessorkerne
• >> Prozessorgeschwindigkeit
• >> Antivirus

Danach verbindet der Trojaner sich mit dem Control Server (C&C-Server), um auf eine Liste der Services zuzugreifen, die die Geschwindigkeit der Internetverbindung messen. Später speichert er die Daten in Bezug auf die Upload- und Download-Geschwindigkeit. Als Nächstes überprüft er, welcher Antivirus auf dem Computer installiert ist. Im Gegensatz zu dem, was wir von den meisten Malware-Angriffen gewohnt sind, geht es jedoch nicht darum, den installierten Antivirus zu entfernen oder sein Verhalten zu ändern. Der Trojaner sammelt einfach Daten.

Die PandaLabs-Experten haben eine Liste aus den ausführbaren Programmen extrahiert, mit den Prozessen, die er durchsucht:
Siehe RDPPatcher_Tabelle1_antivirus

Im Anschluss beginnt RDPPatcher mit der Suche nach verschiedenen Softwaretypen, um den Computer weiter zu inventarisieren. Er sucht hauptsächlich nach POS-, ATM- und Online-Glücksspielsoftware.

Die PandaLabs-Experten haben einen Auszug erstellt von der Liste von Software, nach der er sucht (insgesamt gibt es mehrere Hundert):
Siehe RDPPatcher_Tabelle2_software

Der Trojaner durchforstet auch die Browser-Chronik und erstellt dabei eine weitere Liste, kategorisiert nach Interessensgebieten:
Siehe RDPPatcher_Tabelle3_browser-history

Nach diesen Strings wird in der Browser-Chronik von der Malware selbst gesucht. Sie werden genutzt, um den Computer zu "kennzeichnen", basierend auf der genutzten Software und den besuchten Webseiten.

Wenn sie mit dem Sammeln der Daten vom System fertig ist, stellt die Malware eine Web-Anfrage an den C&C-Server. Um das Senden der Informationen via Web-Traffic vor den Erkennungssystemen zu verbergen, verschlüsselt sie diese zuerst mit AES128 mithilfe des Passwortes "8c@mj}||v*{hGqvYUG”, das in das analysierte Sample eingebettet ist. Dann kodiert es dieses auf Basis von Base64.
(Pandy Security: ra)

eingetragen: 17.04.17
Home & Newsletterlauf: 20.04.17


Panda Security: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Hybride aus Daten-Diebstahl und Ransomware

    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

  • Phishing ist ein langfristiges Problem

    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

  • Ziel des Angriffs kann sogar geblacklisted werden

    Im Laufe des Jahres 2019 haben das Threat Research Center (TRC) und das Emergency Response Team (ERT) von Radware eine zunehmende Anzahl von TCP-Reflection-Angriffen überwacht und verteidigt. Bei solchen Angriffen werden nicht nur die eigentlichen Ziele in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch nichts ahnende Netzwerkbetreiber, deren Ressourcen benutzt werden, um die Attacke zu verstärken. Im Extremfall wird das Ziel des Angriffs als vermeintlicher Urheber der Attacke sogar von den einschlägigen Service-Anbietern auf deren Blacklists gesetzt. TCP-Reflection-Angriffe wie die SYN-ACK Reflection waren bis vor kurzem bei Angreifern weniger beliebt. Der Mangel an Popularität war hauptsächlich auf die falsche Annahme zurückzuführen, dass TCP-Reflection-Angriffe im Vergleich zu UDP-basierten Reflexionen nicht genügend Verstärkung erzeugen können. Im Allgemeinen haben TCP-Angriffe eine geringe Bandbreite und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass eine Internetverbindung gesättigt wird. Stattdessen werden TCP-Angriffe genutzt, um durch hohe Paketraten (Packets Per Second - PPS) viele Ressourcen von Netzwerkgeräten zu binden und so Ausfälle zu provozieren.

  • Sicherheitsprognosen für 2020

    Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes geben ihre Sicherheitsprognosen für das Jahr 2020 bekannt. Dabei prognostizieren die Experten zunehmende Gefahren für Unternehmen durch Ransomware-Angriffe, erwarten vermehrt Exploit-Kit-Aktivitäten und VPN-Skandale. Im Folgenden werden sechs Sicherheitsprognosen vorgestellt und in die Entwicklungen der jüngsten Zeit eingeordnet. Ransomware-Angriffe auf Unternehmen und Regierungen werden dank neu gefundener Schwachstellen zunehmen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte im Business-Umfeld ein Anstieg von Schwachstellen festgestellt werden und gerade in diesem Jahr wurde immer mehr Malware entwickelt, die sich auf Unternehmen konzentriert anstatt auf Verbraucher.