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VBAs sind quicklebendig


Die bereits für ausgestorben befundene Malware-Form Visual Basic Code (VBA) wird seit einigen Monaten wieder vermehrt gesichtet
Neue Statistiken zeigen einen sprunghaften Anstieg

(12.11.14) - Gabor Szappanos, Forschungsleiter bei SophosLabs beobachtet seit einigen Monaten das jähe Auftauchen der fast schon vergessenen Makrovirenart Visual Basic Code. Neueste Beobachtungen der IT-Sicherheitsspezialistin Sophos zeigen einen Anstieg von Makro-basierter Malware von bescheidenen 6 Prozent aller Dokumentenmalware im Juni auf bemerkenswerte 28 Prozent im Juli. Warum ist das so? Gegenüber der Nutzung bekannterer Exploits, so erklärt Graham Chantry, Senior Threat Researcher bei SophosLabs UK auf Naked Security, hat VBA einige nennenswerte Vorteile.

VBA vs. Exploits
Nur wenige Nutzer verzichten dieser Tage völlig auf Antiviren-Lösungen, Virenfamilien müssen sich also so häufig wie möglich verändern, um die Aufmerksamkeit des AV-Schutzes zu umgehen. Eine Exploit-Dateistruktur ist in der Regel eher statisch, was eine Bearbeitung schwierig macht.

Visual Basic-Code hingegen ist einfach zu schreiben, flexibel und leicht umzugestalten. Ähnliche Funktionalitäten können auf viele verschiedene Arten dargestellt werden. Malware-Autoren haben so mehr Möglichkeiten, bessere Versionen ihrer Software zu produzieren, als sie es über Exploits könnten. Diese sind zudem an bestimmte Versionen von Microsoft Office, gebunden. Die Malware-Autoren müssen also hoffen, dass die Opfer eine angreifbare Office-Version nutzen und ihr Antivirenschutz veraltet ist. Wird eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, scheitert der Angriff.

Nicht so bei VBA. Der große Nachteil bei der Verwendung liegt allerdings in Microsofts Makro Security Level-Funktion. Bei Microsoft Office 2007 und höher sind alle Makros aus nicht vertrauenswürdigen Quellen standardmäßig deaktiviert und ihr Code wird nur ausgeführt, wenn der Benutzer sie explizit aktiviert. Um diese Einschränkung zu umgehen, müssen Autoren von bösartigem Code VBA Social Engineering-Techniken verwenden, um die User zur Ausführung der Makros zu bewegen.

Templates für Dummies
Spezialisten der SophosLabs haben entdeckt, dass es eine Reihe von VBA-Downloader-Vorlagen gibt. Diese enthalten Visual Basic-Code mit hilfreichen Kommentaren, wo die Autoren einen bösartigen Link sowie Informationen über Methoden zur Verschleierung des Codes einfügen sollten.

Der Code hat in der Regel ein einfaches Design. Einige der Templates importieren die Windows API URLDownloadToFile um eine ausführbare Datei in das Temporäre Verzeichnis der User zu laden. Ist das geschehen, verwendet der Code einen Befehl um die Samples als separaten Prozess auszuführen.

Angehende Malware-Autoren müssen nur noch die Direct-Link-Here-Zeichenfolge mit einer URI zu der bösartigen, ausführbaren Datei übermitteln und der Downloader sollte fast wie von selbst funktionieren.

Diese Codestruktur ist äußerst beliebt. Tatsächlich wiesen zirka 34 Prozent aller Samples von Makro-Downloadern im Juli diese Struktur auf und waren mit Hunderten von verschiedenen URIs übersät, was darauf hindeutet, dass dies eine weit verbreitete und recht beliebte Vorlage ist.

Lügen und Betrügen – aber bitte sorgfältig
SophosLabs stieß vor kurzem auf eine Reihe Samples, die behaupten, mit "Sophos-Verschlüsselungs-Software" verschlüsselt worden zu sein. Zwar verfügt auch Sophos über eine Verschlüsselungssoftware – SafeGuard Encryption verschlüsselt Windows und Mac OS Endpoints – aber die Schreibweise war nicht identisch mit dem Original. Der Visual Basic Code in dem gefälschten Sophos Sample war durchaus anspruchsvoll. Abhängig von der Tatsache, ob PowerShell auf dem Computer installiert ist, konnte das Sample zwei unterschiedliche Methoden zur Infektion nutzen.

Ausgestorben ist VBA also ganz sicher nicht. (Sophos: ra)

Sophos: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Hintergrund

  • Hybride aus Daten-Diebstahl und Ransomware

    SophosLabs und Sophos Managed Threat Response haben einen Bericht über eine neue Ransomware veröffentlicht, die eine bisher noch nicht bekannte Angriffsmethode verwendet: Die sogenannte Snatch-Ransomware geht mit variierenden Techniken vor und veranlasst unter anderem einen Neustart übernommener Computer im abgesicherten Modus, um verhaltensorientierte Schutzmaßnahmen, die speziell nach Ransomware-Aktivitäten wie das Verschlüsseln von Dateien Ausschau halten, zu umgehen. Sophos geht davon aus, dass Cyberkriminelle damit eine neue Angriffstechnik etabliert haben, um fortschrittliche Schutzmechanismen auszuhebeln. Neben der neuen Angriffstaktik belegt ein weiterer interessanter Fund, dass sich ein anderer Trend fortzusetzen scheint: Kriminelle filtern immer häufiger Daten heraus, bevor die eigentliche Ransomware-Attacke startet. Die entwendeten Daten könnten zu einem späteren Zeitpunkt für Erpressungen, auch in Zusammenhang mit der DSGVO, verwendet werden. Ähnliches Verhalten konnten die SophosLabs zum Beispiel bei Ransomware-Gruppen wie Bitpaymer feststellen.

  • Windows-Zero-Day-Exploit zur Rechteausweitung

    Kaspersky-Technologien haben eine Zero-Day-Schwachstelle im Windows-Betriebssystem gefunden. Der darauf basierende Exploit ermöglichte es Angreifern, höhere Privilegien auf dem attackierten Gerät zu erlangen und Schutzmechanismen im Google Chrome Browser zu umgehen - wie es in der WizardOpium-Kampagne geschah. Ein Patch wurde bereits veröffentlicht. Die neue Windows-Schwachstelle wurde von Kaspersky-Forschern aufgrund eines anderen Zero-Day-Exploits gefunden. Bereits im vergangenen November hatten die Exploit-Prevention-Technologien, die in den meisten Produkten des Unternehmens integriert sind, einen Zero-Day-Exploit in Google Chrome gefunden. Dieser Exploit ermöglichte es den Angreifern, beliebigen Code auf dem Computer des Opfers ausführen. Im Rahmen weiterer Untersuchungen dieser Kampagne, die die Experten WizardOpium tauften, wurde nun der Exploit im Windows-Betriebssystem gefunden.

  • Phishing ist ein langfristiges Problem

    Akamai Technologies hat den "State of the Internet"-Sicherheitsbericht 2019 "Phishing - Baiting the hook" veröffentlicht. Die Forschungsergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle unternehmensbasierte Entwicklungs- und Bereitstellungsstrategien wie Phishing-as-a-Service nutzen, um die größten Technologiekonzerne der Welt anzugreifen. Knapp 43 Prozent der beobachteten Domains zielten auf Microsoft, PayPal, DHL und Dropbox ab. Der Bericht legt offen, dass Phishing nicht mehr nur eine E-Mail-basierte Bedrohung ist, sondern auch Social Media und mobile Geräte umfasst. Es handelt sich um ein weitreichendes Problem, das alle Branchen betrifft. Da sich die Angriffsmethoden weiterentwickeln, entstehen neue Techniken, etwa für Attacken auf geschäftliche E?Mails (Business E?Mail Compromise, BEC). Laut dem FBI führten BEC-Angriffe zwischen Oktober 2013 und Mai 2018 zu weltweiten Verlusten von mehr als 12 Milliarden US-Dollar.

  • Ziel des Angriffs kann sogar geblacklisted werden

    Im Laufe des Jahres 2019 haben das Threat Research Center (TRC) und das Emergency Response Team (ERT) von Radware eine zunehmende Anzahl von TCP-Reflection-Angriffen überwacht und verteidigt. Bei solchen Angriffen werden nicht nur die eigentlichen Ziele in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch nichts ahnende Netzwerkbetreiber, deren Ressourcen benutzt werden, um die Attacke zu verstärken. Im Extremfall wird das Ziel des Angriffs als vermeintlicher Urheber der Attacke sogar von den einschlägigen Service-Anbietern auf deren Blacklists gesetzt. TCP-Reflection-Angriffe wie die SYN-ACK Reflection waren bis vor kurzem bei Angreifern weniger beliebt. Der Mangel an Popularität war hauptsächlich auf die falsche Annahme zurückzuführen, dass TCP-Reflection-Angriffe im Vergleich zu UDP-basierten Reflexionen nicht genügend Verstärkung erzeugen können. Im Allgemeinen haben TCP-Angriffe eine geringe Bandbreite und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass eine Internetverbindung gesättigt wird. Stattdessen werden TCP-Angriffe genutzt, um durch hohe Paketraten (Packets Per Second - PPS) viele Ressourcen von Netzwerkgeräten zu binden und so Ausfälle zu provozieren.

  • Sicherheitsprognosen für 2020

    Die Sicherheitsforscher von Malwarebytes geben ihre Sicherheitsprognosen für das Jahr 2020 bekannt. Dabei prognostizieren die Experten zunehmende Gefahren für Unternehmen durch Ransomware-Angriffe, erwarten vermehrt Exploit-Kit-Aktivitäten und VPN-Skandale. Im Folgenden werden sechs Sicherheitsprognosen vorgestellt und in die Entwicklungen der jüngsten Zeit eingeordnet. Ransomware-Angriffe auf Unternehmen und Regierungen werden dank neu gefundener Schwachstellen zunehmen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren konnte im Business-Umfeld ein Anstieg von Schwachstellen festgestellt werden und gerade in diesem Jahr wurde immer mehr Malware entwickelt, die sich auf Unternehmen konzentriert anstatt auf Verbraucher.